Die vorliegende Studie umfasst etwa die Jahre zwischen 1790/1800 und 1820/1826 und gibt eine Darstellung wesentlicher Aspekte der Geschichte der letzten Jahre des Herzogtums Sachsen- Hildburghausen (Aufhebung des Hrzts. 1826), einem der kleinsten deutschen „Vaterländer“ zwischen dem Alten Reich und seinem Untergang, Rheinbund, Befreiungskriegen, Wiener Kongress, liberalen Reformen, Deutschem Bund und Heiliger Allianz, die dann den Hintergrund für die Schilderung des Lebens von Johann Caspar Knopf (1790 bis 1859) bildet, einem Handwerker- und Bauernsohn, der einen intellektuellen und beruflichen Aufstieg versucht, dabei alle für ihn möglichen Chancen nutzt, - aber die Verhältnisse lassen kaum Spielraum. Trotzdem gehört er zu jenen Akteuren, die von seiner Zeit hervorgebracht wurden und die zur Lösung der Probleme vonnöten waren. Student am neu gegründeten Lehrerseminar der Residenzstadt Hildburghausen, „rechte Hand“ von Carl Ludwig Nonne, dem Mitglied der Gruppe liberaler Reformer im Herzogtum, bedeutender Schulreformator und „Pestalozzi Südthüringens“, selbst bedeutender Reformer in der praktischen Lehrerausbildung sowie in der Neugestaltung der Dorfschulen im Herzogtum. Er gehört zu den stillen Helden des Alltags, die mit dem Mut der kleinen Leute faktisch tagtäglich um den Fortschritt ringen, ohne den die bekannten herausragenden Persönlichkeiten letztendlich nichts erreicht haben würden. Aber gerade sie werden oft vergessen. Ein Glücksumstand, dass Tagebücher und Archivalien (Kreisarchiv Hildburghausen, Staatsarchiv Meiningen) Zugang zu einem jener Unermüdlichen des Alltags bieten. In der vorliegenden Studie ist es dieser Johann Caspar Knopf, der nach Jahren perspektivloser Tätigkeit in der herzoglichen Residenz in einem Gutsdorf im thüringisch-fränkischen Grabfeld unter Opfern, Demütigungen und Entbehrungen wirkt, um Menschen der untersten Schichten Bildung und Kultur zu vermitteln. Er und seinesgleichen brachten dafür ein Leben lang ungeheuren Mut und zähe Lebenskraft auf. Sie waren es, die an Ort und Stelle einen großen Beitrag leisteten, damit aus Untertanen Bürger wurden mit Selbstachtung und Selbstbewusstsein. Sie brachten sich ein in die Umbruchzeit zur bürgerlichen Gesellschaft, allen Widerwärtigkeiten zum Trotz. Was wäre ohne ihn und seinesgleichen das Wirken von namhaften Reformern, Staatsmännern und gekrönten Häuptern?
So gibt die umfangreiche Studie Einblicke in die Geschichte der letzten – aber bedeutendsten – Jahre des Hildburghäuser Herzogtums, sowie in die Arbeits- und Lebensweise und die konkreten Lebensumstände der einfachen Landbevölkerung im Grabfeld jener Zeit.
[ZURÜCK]


Details -

Rainer Scheller.
Reformer, Schulmeister, Nachbar. Johann Caspar Knopf (21. Januar 1790 - 9. Februar 1859) - Das Leben im Grabfeld in den Jahren bis 1814/1817 nach den Tagebüchern und weiteren Quellen. Ein Beitrag zur Geschichte der Lebensweise und des Alltags in Deutschland.
Salier-Verlag Leipzig/Hildburghausen, 2007.
312 S., Abb. 29,90 Euro.