Das Buch beschreibt das Leben einer außergewöhnlichen Frau aus dem Sachsen-Meininger Herzogshaus.
Adelheid (1792 – 1849) war die älteste Tochter des Herzogs Georg I. von Sachsen-Meiningen und seiner Frau Luise Eleonore. Sie nahm unter den herausragenden Frauengestalten aus dem Meininger Herzogshause (z. B. Luise Dorothea, spätere Gothaer Herzogin oder Ernestine Antoinette, Äbtissin von Gandersheim) eine Spitzenposition ein.

Der üblichen Rolle als Prinzessin folgend, wurde sie 1818 nicht ganz freiwillig nach Großbritannien verheiratet und dort von 1830 – 1837 an der Seite von William IV. britische Königin.
Über den Heiratsantrag Williams, Herzog v. Clarence, des künftigen Königs von Großbritannien, war sie tief erschrocken und betrachtete diese Rolle in ihrem Leben als Opfergang – dem Lande Sachsen-Meiningen zuliebe - verbunden mit Verzicht auf persönliches Glück. Sie war auch später sehr ungern Königin.

Das britische Königshaus war seinerzeit in einer äußerst prekären Lage. Von den 15 Kindern des geisteskranken Königs George III. hatte nach dem Tode der Thronfolgerin Charlotte, keinen erbfolgeberechtigten Nachwuchs vorzuweisen.
Die britische Staatsraison verlangte nun von Adelheid und ihrem fast dreißig Jahre älteren Gemahl (im Wettbewerb mit den anderen Thronanwärtern) erbfolgeberechtigten Nachwuchs zur Welt zu bringen. Diesem seelischen Druck hielt sie nicht stand. Der Tod ihrer einzigen lebensfähigen Tochter Elisabeth (nach mehreren unglücklichen Schwangerschaften) war eine Tragödie. Durch ihre glaubensstarke und willensfeste Wesensart war sie fähig, diese Belastungen auszuhalten.
Die Mütterlichkeit Adelheids kam nun anderen Kindern zugute, besonders ihrer Nichte, der Thronerbin Victoria. Victoria Adelheid hieß aus diesem Grunde deren erstes Kind, das später deutsche Kaiserin werden sollte und schließlich die Mutter der letzten Meininger Herzogin Charlotte wurde.

Adelheid brachte eine sorgfältige Bildung, Erziehung, sowie überdurchschnittliches Kunstverständnis und ausgezeichnete Sprachkenntnisse mit nach England, was ihr dort Hochachtung verschaffte. Aus dem kleinen provinziellen Meiningen nach Großbritannien zu gehen, bedeutete, einen Sprung von einer Welt in eine andere zu wagen. Politisch, wirtschaftlich und technisch waren die Verhältnisse in Großbritannien jenen in Meiningen um rund 50 Jahre voraus.
Eisenbahnen, Banken, Kultur und Kunst sind die auffälligsten Wirkungsfelder der durch Besuche in England (insbesondere von Bernhard II. und Georg II.) auf Meininger Verhältnisse möglich gewordenen Innovationen gewesen.

Soziales Engagement, christliche Nächstenliebe und Barmherzigkeit waren Adelheids Stärke – ganz besonders, nachdem sie 1837 Witwe geworden war. Kirchen, Schulen, Waisenheime, Lebensmittelkäufe im Hungerjahr 1848 gehören dazu.
Dass Adelheid beträchtliche Summen für Kirchenbauten oder –renovierungen aus ihrer Privatschatulle gab, lag bei ihrer religiösen Grundhaltung nahe. Im australischen Adelaide (das ihren Namen trägt), in Valletta (auf Malta), in England wie im heimatlichen Herzogtum verdanken Kirchen ihre Grundmauern bzw. ihr neues Dach oder erneuerte Kirchenfenster zu guten Teilen den Spenden Adelheids.
Der Löwenanteil dieser Spenden ging in Adelheids alte Heimat. Das erste Theater in Meiningen, Schloss Landsberg, die Bauten auf dem Altenstein und in Liebenstein, die neuen Gebäude in der Meininger Bernhardstraße, das Lutherdenkmal in Möhra und vieles andere wären ohne Adelheids reichliche Gaben kaum möglich gewesen.

Als Adelheid vier Wochen vor Weihnachten, am 2. Dezember 1849 in London starb, schrieb Queen Victoria: „Wir haben den freundlichsten und liebsten unserer Freunde verloren“.

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Details -
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Alfred Erck und Hannelore Schneider .
Adelheid: Die Meiningerin auf dem englischen Königsthron. Ein Frauenschicksal während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Meiningen: Bielsteinverlag, 2004. 160 S., Abb. ISBN 3-9809504-0-9 Broschur 14,8 x 21 cm, 160 S., 86 Abb. in s/w und farbig.
18,90 Euro.
Vergriffen.